Entrevistas
Der Beruf des Kirchenmusikers steht bis heute in der Wertigkeit und damit auch in der Bezahlung
Juan Carlos Tellechea

El célebre conjunto de Dresde Tresonare , formado por la cantora Elke Voigt , la violonchelista Juliane Gilbert y el bajo-barítono Clemens Heidrich , ha aprovechado el parón obligado de la pandemia desde 2020 para producir CD, tres hermosos álbumes, dos de los cuales son álbumes navideños: " Zeitvereinanderlt " con poemas de Hermann Hesse y música de diferentes épocas y estilos, " Puer natus est " (Nos ha nacido un niño) y " Natus est Jesus " (Ha nacido Jesús) con muchos arreglos propios.
Tras el levantamiento de las medidas preventivas y de control contra el coronavirus, el grupo comenzó a dar conciertos en varias ciudades alemanas. Uno de estos conciertos tuvo lugar a principios de septiembre en la Friedenskirche de Krefeld, donde pudimos convencernos de la excelente calidad de sus interpretaciones.
A través de una entrevista escrita vía e-mail en alemán, que traducimos al español, queríamos conocer más sobre los objetivos, trabajos, opiniones y proyectos del grupo. Estas son sus declaraciones exclusivas para Mundoclasico.com
Juan Carlos Tellechea : ¿Cómo surge la idea de fundar el Ensemble Tresonare y con qué fines, qué repertorio cultivas?
Elke Voigt : En otoño de 2019 estaba planeando un concierto para mi serie de conciertos de verano Listen 2020. Para ello, quería seguir desarrollando un programa de improvisación que ya había concebido años antes con Juliane Gilbert para la música nocturna en mi iglesia. Hubo una reunión inicial en la que exploramos y armamos piezas que pensamos que serían apropiadas para nuestra nueva formación. Desarrollamos un programa para un concierto de verano. Luego vino el encierro y hubo libertad para pensar en el futuro, para componer y arreglar. Se iba a comprar un órgano de pecho en nuestra parroquia. Nació la idea de un CD benéfico navideño para el órgano de pecho.
Das Repertoire reicht von der Renaissance bis zur Moderne. Unser "Markenzeichen" aber sind die verbindenden Elemente, Improvisationen, besonders in unserem Sommerprogramm. Unser Ziel ist, den Spannungsbogen von dem ersten bis zum letzten Ton zu halten. Dazu nutzen wir auch immer die Möglichkeiten des jeweiligen Raumes mit und musizieren in unterschiedlichen Aufstellungen.
Haben Sie ein Vorbild für das Ensemble Tresonare?
EV: Ich bin inspiriert worden von verschiedenen Musikern die eine unglaubliche Musikalität auszeichnet, und für die Genre-Grenzen nicht existieren. Nennen möchte ich hier z.B. Christina Pluhar und Nils Landgren, beide sind phantastische Musiker und ihre Herangehensweise an die Musik, die Art, wie sie alte Weisen und Werke neu verarbeiten und das fließende Einbinden neuer Farben sowie das Vermischen der Stile beeindruckt mich.
Welchen Künstler/Gruppe/Orchester möchten Sie gerne einmal live sehen?
Juliane Gilbert: Ich war vor einigen Jahren bei den Dresdner Musikfestspielen in einem Konzert mit der Academy of St Martin in the Fields und mich beeindruckte der Musiziergeist, die Wachheit aller Musiker und die Professionalität im Umgang mit den Tücken von historischem Instrumentarium. Sofort würde ich wieder in ein Konzert dieses Orchesters gehen wollen.
CH: Wir haben das große Glück in einer Zeit zu leben, wo wir uns fast alle unsere Wünsche erfüllen können und die phantastischsten Musiker reisen in unserer Städte, oder wir fahren einfach hin und mit viel Glück arbeitet man sogar mit ihnen zusammen. Ich glaube ich hätte mal wieder Lust auf ein Popkonzert, z.B. Herbert Grönemeyer.
An welches musikalische Ereignis erinnern Sie sich immer wieder gerne zurück?
JG: Im April diesen Jahres war es wieder möglich, gemeinsam mit dem Leipziger Vokalensemble und dem Leipziger Barockorchester die Johannespassion von J S Bach in der Leipziger Thomaskirche aufzuführen. Nach den Monaten der Coronastille ist man demütig geworden und dankbar ohnehin, wenn Konzerte wie geplant stattfinden können. An diesem Ort, der Grabstätte von Johann Sebastian Bach verneigt man sich einmal mehr innerlich vor dessen Musik und es ist wirklich besonders, dort zu spielen.
Clemens Heidrich: Es sind immer bestimmte Momente im Leben in deren Bezug dann auch erlebte Konzertereignisse fallen, manchmal sind es auch traurige Erinnerungen die aber nicht weniger wertvoll sind da sie mit der Zeit ihre Traurigkeit verlieren. Vor einem Jahr sang ich aus Bachs Actus tragicus die berühmte Paradiesstelle und mein im Konzert anwesender Onkel verstarb 5 Tage später.
Haben Sie in Spanien oder in lateinamerikanischen Ländern gespielt oder gesungen? Würden Sie das gerne tun?
CH: Mit dem Ensemble Tresonare haben wir bisher nur in Deutschland konzertiert. Ich persönlich war singend schon in Uruguay und Argentinien, mehrfach auch in Spanien unterwegs, zuletzt im wunderschönen Palau de la Música in Barcelona. Ein reizvoller Gedanke, mit Tresonare, statt an der Mecklenburger Ostseeküste zu spielen, z.B. mal auf Tour durch Andalusien zu gehen.
Haben sie schon einmal von Orgeln gehört, die in Spanien gebaut wurden?
EV: Der Spanische Orgelbau erlebte in der Renaissance seine erste Blüte. Allerdings spielte das Orgelpedal eine untergeordnete Rolle. In dieser Zeit sind meist manualiter-Kompositionen entstanden. Es gibt wunderbare Stücke, teils für gleichzeitig spielende Orgeln, die bspw. in einer Kirche links und rechts im Altarraum, oft als Schwalbennestorgeln in die Höhen des Gewölbes gebaut sind. Damit können ganz besondere Klangeffekte erzielt werden. Aus dem 18. Jh liegen uns schöne, virtuose Orgelsonaten vor. Diese sind nicht nur ausschließlich auf der Orgel spielbar, genauso wurden sie auf dem Cembalo oder dem Clavicord musiziert.
Zu erwähnen sind unbedingt die sogenannten "Spanischen Trompeten", die horizontal in das Kirchenschiff hineinragen und in der 2. Hälfte des 17.Jh aufkamen. Sie sind das sogenannte "Markenzeichen" der spanischen Orgel. Diese Horizontal-Trompeten sind umwerfend laut und beeindruckend im Klang und bestimmen durch ihre exponierte Lage nicht nur den Klang der Orgel sondern auch die Architektur des Orgelprospektes. Ich selbst habe bisher keine originale spanische Orgel gespielt. Einige Stücke spanischer Komponisten haben aber auch in meinem eigenen Repertoire einen festen Platz.
Sie setzen in der Programmgestaltung immer wieder überraschende Akzente. Wie schwer ist es, neues, möglicherweise auch jüngeres Publikum für Kirchenmusik oder Musik in Kirchen zu begeistern?
JG: Der Schlüssel zum Zugang zur (Kirchen)Musik liegt in der eigenen Aktivität. Wenn junge Menschen selbst singen oder Instrumente spielen sind sie oft aktiv eingebunden in das Musikleben, sowohl als Amateure als auch als angehende Berufsmusiker. Es braucht meiner Meinung nach ein lebendiges Kirchenleben welches Teil des Alltags für Jung und Alt ist. Das wird nicht möglich sein ohne grundsätzliches Hinterfragen kirchlicher Strukturen. Der Beruf des Kirchenmusikers steht bis heute in der Wertigkeit und damit auch in der Bezahlung dem Beruf des Pfarrers nach, obwohl jeweils mehrjährige Studien vorausgehen. Dieses sei als Beispiel genannt für Unstimmigkeiten die auch an der Basis spürbar sind und nicht zu einer Atmosphäre beitragen, in der Kreativität auf Augenhöhe und Wertschätzung ungehindert stattfinden können.
In Zeiten geschlossener Konzertsäle waren zuletzt oft Gotteshäuser die wenigen verbliebenen Räume, an denen Musikerlebnisse live ihre Kraft und Poesie entfalten konnte. So ernst die Lage ist/war, aber in wie weit konnte das auch eine Chance für die Kirchen und die Kirchenmusik gewesen sein?
JG: In meiner Wahrnehmung war die Situation mit ihrem Regelwerk hochkompliziert und konnte kaum zusätzlichen Chancen bieten. In weit auseinander platzierten Aufstellungen in den kaum Zusammenspiel möglich war mit der Angst im Nacken dass sich jemand gemüßigt fühlen könnte, bei der Behörde Anzeige zu erstatten weil der Abstand nicht stimmt (was leider auch geschehen) kann man weniger von Poesie als von Notprogramm reden. Doch die Möglichkeiten wurden ergriffen, wo immer sie sich boten, und manche Kirche hat ihre Musik per stream in die Welt getragen und damit eine bis dahin ungenutzte Chance ergriffen.
CH: ...und es wurde einmal mehr bewusst welche Rolle die Musik in der Verkündigung spielt, oft wird Musik als schmückendes Beiwerk gesehen, aber ganz ehrlich, manch gut musizierte Kantate im Gottesdienst erreicht die Herzen der Menschen mehr, als Lesungen oder Predigt.
Der Stellenwert der Kirche im Leben der Menschen hat in den vergangenen Jahren spürbar abgenommen. Ist das auch im Bereich der Kirchenmusik spürbar?
EV: In meiner Arbeit als Kirchenmusikerin erlebe ich über die vielen Jahre einen gleichbleibenden Zuspruch. Es ist bei den musikalisch aktiven Mitgliedern der Kirche kein Rückgang der Zahlen zu beobachten. Es sind eher die randständigen Kirchenmitglieder, die der Kirche den Rücken zukehren. Menschen, die nie aktiv in kirchenmusikalischen oder sonstigen Gruppen mitgewirkt haben, oder in ihrem Leben aktiv am Gemeindeleben teilgenommen haben. Ich erfahre regelmäßig, welche Kraft und welches Potenzial in der Musik, insbesondere der Kirchenmusik steckt, wie sie Menschen bindet, wie die Musik Vermittler des Glaubens sein kann. Und sie kann Menschen begeistern, im wahrsten Sinne des Wortes. Seit vielen Jahren singen Kinder jedes Jahr das Weihnachtsoratorium mit. Diese Kinder sind mit ganzem Herzen dabei. Das prägt sie für ihr ganzes Leben. Nikolaus Harnoncourt, bezeichnete die Musik einmal als die "Nabelschnur, die uns mit dem Göttlichen verbindet". Das trifft es sehr gut, finde ich.
Frau Voigt: Sie tragen als Kantorin einen Berufstitel, den man beim ersten Hören vielleicht eher mit der Bach-Zeit und weniger mit der Gegenwart in Verbindung bringt. Wie kamen Sie eigentlich dazu und wie wird man Kantorin in einem eher für Männer reservierten Bereich?
EV: Ich komme aus einer Kantoren- und Orgelbauerfamilie. Orgelklänge und Gesang prägten meine Kindheit. Es war dann relativ früh mein Wunsch, selbst Kirchenmusikerin zu werden.
Der Beruf ist sicher nicht für Männer reserviert, aber aus der Tradition heraus ist es schwer, als Frau mit Familie die abendlastigen Arbeitszeiten zu organisieren. Ich habe drei Kinder, die inzwischen groß sind. An mind. 4 Abenden der Woche nicht zu Hause zu sein und das generell hohe Arbeitsaufkommen bleibt dennoch eine Herausforderung. Wenn der Ehemann mitzieht, ist es gut vereinbar. In der sächsischen Landeskirche bin ich die einzige Frau auf einer 100% A-Kirchenmusikerstelle. Das muss sich ändern. Auf Teilzeitstellen hingegen sind bereits viele Frauen im Kirchenmusikerberuf tätig, leider oft auf Stellen die keine adäquate Bezahlung vorsehen. Der Beruf ist wie viele andere Professionen in der Vergangenheit eine von Männern besetzte Domäne gewesen. Vor 70 Jahren sind Frauen kaum Auto gefahren, vor 50 Jahren waren noch kaum Frauen in Spitzenorchestern zu sehen und nun gibt es dort im Prinzip ein ausgeglichenes Verhältnis von Männern und Frauen. Und sehr erfreulich ist, dass es inzwischen auch einige sehr gute namhafte Dirigentinnen gibt.
Ich beobachte, dass sich Frauen selbst oft weniger zutrauen als Männer. Das finde ich verbesserungswürdig. Ich denke, wir Frauen sollten uns nicht verstecken und müssen mutig voranschreiten.
CH: ...dem kann ich (als Mann) nur beipflichten, ich habe in der letzten Zeit mit einigen Dirigentinnen zusammengearbeitet, welche bei mir ganz andere Emotionen in der Musik auslösen und bin immer dann am meisten begeistert, wenn Dirigentinnen dazu stehen Frau zu sein und nicht versuchen in der Dirigentenwelt ihren Mann zu stehen.
Frau Voigt, als Organistin und Orgelspezialistin, die in einer Orgelbauerfamilie aufgewachsen ist sind Sie sicher ein wenig parteiisch: Aber was könnte denn auch für moderne, vielleicht eher ungeschulte Hörer dran sein an dem alten Jehmlich, die Orgel wäre die Königin der Instrumente?
EV: Die Orgel gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Das allein spricht für sich. Thront sie nicht wie eine Königin auf der Orgelempore einer Kirche? Sie wird üblicherweise und zurecht als Königin der Instrumente bezeichnet. Jede Orgel ist ein Unikat. Keine Orgel gleicht der anderen. Sie ist in Größe und Disposition genau auf den jeweiligen Raum abgestimmt und anschließend noch für die Akustik des Raumes individuell intoniert. Ein irres Kunstwerk an Architektur und Klang. Sie hat das Potenzial, ein ganzes Orchester zu ersetzen oder eine einzelne Gesangsstimme zu begleiten.
Orgelbau und Orgel-Kompositionen haben sich über die Jahrhunderte gemeinsam weiter entwickelt und sich gegenseitig befruchtet. Die Komponisten griffen die neuen Klangmöglichkeiten auf, die der Orgelbau schuf. Denken Sie nur einmal an die Epoche der französischen Romantik. Und später ist sie aus den Kirchen herausgetreten und hat die Konzertsäle erobert. Moderne Kompositionen entstehen und auch der Orgelbau entwickelt sich immer weiter. Was allein durch moderne Setzeranlagen für klangliche Gestaltungsmöglichkeiten geschaffen wurden! Die Klangfarben können vom Organisten frei gemischt und abgespeichert werden, sind im Konzert ganz leicht abrufbar, auch ohne Registranten. Die Orgel ist das Instrument mit der spannendsten und weitreichendsten Geschichte. So komplex, dass es den Rahmen sprengen würde, dies hier weiter auszuführen.
Neben dem Fachwissen, der Disziplin, der Interpretationskunst nicht dürften zuletzt ja auch Ihre Körperbeherrschung und die Hand-Fuß-Koordination vorbildlich sein. Hält Orgelspielen eigentlich auch noch fit?
EV: Natürlich, es wird ausdrücklich empfohlen, bis ins hohe Alter ein Musikinstrument zu spielen. Ob das die Orgel oder das Klavier oder andere Instrumente sind, der Effekt ist sicherlich der gleiche. Ähnliches gilt für das Singen!
In diesem Jahr haben Sie Heinrich Schütz Konzerte gewidmet, was planen Sie für 2023? Welches Projekt möchten Sie in jedem Fall gerne noch realisieren?
EV: Wir planen für 2024 ein neues Programm für unsere Sommerkonzerte. Dies wird sicher bereits im Laufe des nächsten Jahres entstehen.
CH: ... (lacht) und wer weiß, vielleicht auch noch eine dritte Weihnachts-CD.
EV: ...(schaut streng rüber) Sicher nicht! Ich finde 3 CDs in 3 Jahren erst einmal sportlich genug. Wir begannen die Planungen für die 3. CD im Januar 2021, zu den Zeiten des Lockdowns. Als die Zeiten dann wieder normaler wurden, schlossen sich die Zeitfenster für diese Arbeit, die Fertigstellung hat ganz schön an den Kräften gezehrt.
Stellen Sie sich vor, Sie haben 60 Minuten Zeit für ein Gespräch mit einem/einer Musiker/Musikerin Ihrer Wahl (lebend wie tot), Wer würde das sein? Und was wäre die wichtigste Frage, die Sie stellen würden?
CH: Oh, welche schwierige Frage, da fielen mir so viele Komponisten ein, mit denen ich über verschiedene Stellen ihrer Kompositionen sprechen wöllte, oder was sie von der heutigen Aufführungspraxis hielten etc. Wenn ich mich wirklich entscheiden müsste, würde ich vielleicht Johann Sebastian Bach befragen und die wichtigste Frage wäre, wo er seinen ganzen verschollenen Noten versteckt hat.
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